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Startseite2021-08-24T14:40:22+02:00

Hightech in der Dunkelkammer

Ein Blick zurück in analoge Zeiten: Torsten Warmuths virtuelles Dunkelkammermuseum

Wo heute Digital Darkroom Berlin hochwertige Fine Art Prints für Künstler aus aller Welt herstellt, befand sich bis 2016 eine der umfangreichsten und technisch ausgereiftesten fotografischen Dunkelkammern.

Hier, in seinem Atelier, hatte der Künstler Torsten Warmuth stetig neue Aufnahmetechniken und Dunkelkammerverfahren entwickelt, um seine künstlerischen Ideen umsetzen zu können.

Silver Painting – das Verfahren

Die um 2009 entstandeneTechnik des Silver Painting basiert auf traditionellen fotografischen Verfahren und Materialien, die neu kombiniert und durch aktuelle Lichttechnologien erweitert werden. Der Entstehungsprozess eines Silver Paintings erfordert analoges fotografisches Handwerk auf höchstem Niveau und kommt ohne jede digitale Bildbearbeitung aus.

Typisch sind die langen Expositionszeiten und gezielte Bewegungsunschärfen bei der Aufnahme. Bei der Belichtung eines Silver Paintings wird durch eine Vorlage aus mehreren übereinander montierten Negativen (Sandwichverfahren) schrittweise Licht verschiedener Wellenlängen auf Silbergelatinepapier projiziert. Nach diesem sukzessiven Lichtauftrag werden, in malerischer Manier, auf das so entstandene Positiv Bleicher und unterschiedliche Toner aufgetragen. Durch die chemische Reaktion mit dem Bildsilber entstehen Farben, die den Motiven eine eigene Ästhetik und Tiefe verleihen.

Silver Paintings sind meist Unikate – jede Negativvorlage wird dann aufgrund der aufwändigen analogen Technik nur einmal verwendet.

Dunkelkammertechnik

Dokumentation einer vollständigen Dunkelkammer

Modernste analoge Dunkelkammertechnik

Zwei vollständige Dunkelkammern für den Fine Art Masterprinter

Dunkelkammer für s/w-Prints bis 50 x 60 cm
Dunkelkammer XL für s/w-Großprints bis 125 x 200 cm
Komplette Technik für die Negativformate 24 x 36 mm, 6 x 6 cm, 6 x 7 cm, 6 x 9 cm, 6 x 12 cm, 4 x 5‘‘, 13 x 18 cm

Highlights

ORIGINALAUFBAU
Einblick in die Dunkelkammern

Videos Vorschau Kippwanne

Videos

Dunkelkammer große Formate Überblick

Dunkelkammer I

Dunkelkammer kleine Formate Überblick

Dunkelkammer II

I have often said that the negative is similar to a musician’s score, and the print to the performance of that score. The negative comes to life only when “performed” as a print.

Ansel Adams

FRAGEN UND ANTWORTEN
Interview mit Torsten Warmuth

FRAGE: Auf dieser Webseite wird eine komplette und sehr besondere Dunkelkammer dokumentiert.

ANTWORT: Genau genommen sind es zwei Dunkelkammern: eine für Prints bis 50 x 60 cm und eine für großformatige Abzüge bis 2 Meter Länge (Letzteres ist ein ziemlich exotischer Prozess.). Die Dunkelkammer ist mittlerweile Geschichte. Die ursprüngliche Idee, sie komplett an ein Museum zu geben und damit auch die komplexen Dunkelkammerprozesse für die Nachwelt zu dokumentieren, hat leider nicht funktioniert. Mittlerweile ist die Dunkelkammer in Einzelteilen oder Konvoluten über die ganze Welt verteilt – auch eine schöne Vorstellung, dass jetzt mit meiner alten Technik an so vielen Orten noch Bilder entstehen können.

F: Sie schreiben „eine der umfangreichsten Dunkelkammern der Welt“ – ist das nicht ein bisschen hoch gegriffen?

A: Mir ist zum heutigen Zeitpunkt (2016) keine weitere Dunkelkammer dieser Ausstattung bekannt – was aber nicht ausschließt, dass es noch andere ähnlich umfangreiche Dunkelkammern bzw. mit anderen Schwerpunkten ausgestattete Dunkelkammern gibt.

Ich habe mit vielen Experten gesprochen, mit Fotohistorikern und Laborbetreibern, auch in den USA, wo analoge Schwarzweißfotografie noch einen ganz anderen und höheren Stellenwert hat. Alle waren sich einig, dass nicht nur die Vollständigkeit der Geräte und Zubehörteile, sondern auch der fast immer sehr gute Zustand und damit die volle Funktionsfähigkeit weltweit ziemlich einzigartig sein dürften.

F: Könnten sie das etwas genauer erklären?

A: Es geht um den Workflow – alle Prozesse sind bis ins letzte Detail perfekt durchdacht. Jede Negativ- bzw. Papiergröße stellt ganz eigene Anforderungen.

Ein Beispiel: Sie möchten ein Kleinbildnegativ mit umlaufendem schwarzem Rand auf 100 x 150 cm vergrößern. Allein für den Rand benötigen Sie eine Metallmaske in der Negativbühne, die ganz gleichmäßig etwas mehr als das eigentliche Negativ zeigt. Außerdem einen Horizontalvergrößerer, der idealerweise mit Heiland Splitgrade arbeitet, damit Sie verschiedene Gradationen im gleichen Bild haben. Zudem brauchen Sie eine Saugwand für das Fotopapier, große Wannen etc. Und natürlich ein Spitzenobjektiv, ein APO-Rodagon N. Falls Sie eine andere Negativgröße haben, brauchen Sie ein ebensolches Objektiv, nur in einer anderen Brennweite. In der Dunkelkammer, die hier dokumentiert wird, ist alles das enthalten – in sehr gutem Zustand.

F: Und wie wässert man einen so großen Abzug?

A: Früher wurden große Abzüge nur für Werbung hergestellt, die mussten nicht lange halten. Aber seitdem Fine Art Printing von Sammlern teuer bezahlt wird, müssen die Prints auch archivfest verarbeitet sein. Das bedeutet: Zweibadfixage, Auswässerungsbeschleuniger und unbedingt eine vollständige Auswässerung.

F: Ich kenne Archivwascher für 50 x 60 cm, aber für 2-Meter-Prints …?

A: Dafür habe ich eigens eine Maschine entwickelt, ein automatisch kippendes Wässerungsbecken.

F: Geniale Konstruktion. Vor allem, wie das Wasser das Bild von oben und unten gleichzeitig das Bild umspült.

A: Ja, und während die Maschine das riesige Bild wässert, können Sie einen Kaffee trinken gehen.

F: Hat analog überhaupt noch eine Berechtigung?

A: Es gibt diesen wunderbaren Film über Sally Man, wie sie in ihrem Labor arbeitet. Das sind Abzüge, deren Anmutung sich in keiner anderen Technik herstellen lässt.

F: Was ich noch nicht verstehe: Warum haben Sie eine so perfekt ausgestattete, gut erhaltene und vollständige Dunkelkammer aufgelöst?

A: Ich wuchs in einer Fotografenfamilie auf, den Geruch von Fixierbad kenne ich, seitdem ich fünf bin. Ungefähr zur gleichen Zeit bekam ich auch meine erste Kamera geschenkt. Ich schaue also zurück auf mehr als 40 Jahre Dunkelkammererfahrung, mit viel Experimentieren und Optimieren von Prozessen; vor allem aber sehr viel Spaß und Enthusiasmus. Ich habe so viel Herzblut in diese Arbeit gesteckt, und ich weiß, dass ich in meiner Dunkelkammer alles gemacht und ausprobiert habe, was ich wollte und mir für meine Kunst vorgestellt hatte. Aber um mit meinen künstlerischen Ideen weiter voranpreschen zu können, musste ich diesen alten Weg verlassen und eine völlig neue Richtung einschlagen.

Und ja: Die Entscheidung, meine geliebte Dunkelkammer aufzulösen, fiel mir schwer, sehr schwer sogar. Jahrzehntelang hatte ich die sie mit viel Liebe fürs Detail und der mir typischen Akribie in eine perfekt ausgestattete Dunkelkammer verwandelt; sogar der Raum selbst wurde sozusagen um die Dunkelkammer herum gebaut; so konzipiert und umgesetzt, dass der perfekte Dunkelkammerprozess möglich wurde.

Beim Fotografieren der Dunkelkammerausstattung wurde mir dann zum ersten Mal bewusst, dass ich nicht nur wirklich alles besaß, was man sinnvollerweise in einer Dunkelkammer gebrauchen kann, sondern all das auch in der jeweils besten und meist hochwertigsten Ausführung.

Da es nach wie vor Enthusiasten gibt, die sich für analoge Dunkelkammertechnik interessieren, möchte ich diese Webseite als informatives und unterhaltsames Nachschlagewerk erhalten.

[Ergänzung, Juli 2021]
In meiner digitalen Druckwerkstatt Digital Darkroom Berlin entstehen heute, ebenso perfektionistisch und akribisch wie früher analog, digitale Fine Art Prints. Informationen zur heutigen Technik und den entsprechenden Workflows finden Sie unter https://digital-darkroom.de/.

VIDEOS
Technische Funktionen und Details

WISSENSWERTES
STIMMT’S? | SCHON GEWUSST?

SCHON GEWUSST?
Trocknen von Großvergrößerungen

Eine 2-Meter-Großvergrößerung zu trocknen, ist kein Kinderspiel. Es war eine Zeit lang en vogue, Großvergrößerungen an den Rändern mit Nassklebeband auf Glasplatten (idealerweise Panzerglas) zu befestigen und im trockenen Zustand mittels Rasierklinge abzulösen.

FILMTIPP
Blow Up

Michelangelo Antonionis „Blow Up“ ist einer der wenigen Filme, in denen eine Dunkelkammer eine zentrale Rolle spielt und Bilder nicht auf Wäscheleinen getrocknet werden.

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